Volkswagen setzt nun voll auf Elektromobilität
Im Juni dieses Jahres ging zunächst die Volkswagen-Tochter Audi an die Öffentlichkeit und verkündete den Abschied von Verbrennungsmotoren. Nun zog die Konzernmutter nach. Der deutsche Autobauer gab bekannt, dass auch die Kernmarke VW diesem Beispiel folgen werde. Die Zukunft gehöre der Elektromobilität.
Mit diesem Schritt bereitet der Konzern seinen endgültigen Abschied von Verbrennern in Europa vor. Dieser wird allerdings in den USA, China, Afrika und in Südamerika noch etwas länger dauern. Doch der mit dieser Strategieentscheidung eingeschlagene Weg erscheint unumkehrbar. Der Schutz der Umwelt hat damit endgültig einen nachdrücklichen Fußabdruck in den Überlegungen der Industrie hinterlassen.
Das Imperium schlägt zurück
Rückblickend betrachtet war es ein weiter Weg. Dieser begann bereits im Jahr 1970. Damals entstand aus einer umfangreichen Protestbewegung der Tag der Erde, der seither jedes Jahr im April begangen wird. Nach mehr als 50 Jahren ist die Bewusstseinsbildung so weit fortgeschritten, dass Umweltschutz nicht mehr nur ein Rand-, sondern ein Kernthema unserer Zeit geworden ist. Die aufsehenerregende Ankündigung von Volkswagen stellt dies einmal mehr nachdrücklich unter Beweis.
Die lange Zeit hinterher hinkenden deutschen Autobauer haben die Zeichen der Zeit erkannt und möchten durch diesen Schritt ihre Marktführerrolle auch im Bereich der Elektromobilität zurückgewinnen. Schließlich hatte der amerikanische Hersteller Tesla jahrelang vorgezeigt, wie man dieses Marktsegment öffentlichkeitswirksam entwickelt. Nun sieht sich Elon Musks Unternehmen verstärkter Konkurrenz aus Deutschland gegenüber. In den aktuellen Statistiken zu den Neuzulassungen von batteriebetriebenen Fahrzeugen in Deutschland hat der VW-Konzern mit einem Marktanteil von 17 Prozent bereits die Nase vorne. Dahinter folgen Mercedes und Audi.
Audi prescht vor, Volkswagen legt nach
Die Volkswagen-Tochter hat klargemacht, dass der Hersteller bereits ab 2026 nur noch neue Fahrzeuge auf den Markt bringen wird, die über einen elektrischen Antrieb verfügen. Sieben Jahre später sollen dann die letzten Verbrenner vom Band laufen und den Ausstieg von den herkömmlichen Antrieben endgültig besiegeln.
Doch noch ist es nicht so weit. Volkswagen wird auch in den nächsten Jahren noch in die Verbesserung seiner Verbrennungsmotoren investieren. Schließlich steht aktuell eine weitere Verschärfung der EU-Abgasnorm, bekannt als Euro 7, auf der Tagesordnung. Diese dürfte für Dieselfahrzeuge eine besondere Herausforderung werden. Doch diese sind immer noch stark vom Markt nachgefragt und werden daher weiter gebaut. Das Ende dieser klassischen Antriebe wird jedoch bereits absehbar. Bis 2030 möchte Volkswagen den Anteil der elektrischen Fahrzeuge auf 70 Prozent des Absatzes steigern.
Ein tiefgreifender Wandel steht bevor
Damit treibt der deutsche Autobauer seinen tiefgreifenden Wandel weiter voran. Wie umfassend dieser gestaltet wird, bestätigte jüngst auch eine Analyse der europäischen Umweltdachorganisation Transport & Environment. Diese bezeichnet die Hersteller Volkswagen und Volvo als die einzigen großen Autobauer, die den Umstieg auf die E-Mobilität im Einklang mit den Klimazielen betreiben. Weniger gute Noten erhielten dabei Daimler und BMW. Diese seien weniger motiviert und würden über keine belastbaren Konzepte verfügen, urteilten die Spezialisten. Das ist erstaunlich, immerhin war BMW einer der Elektropioniere in Deutschland. Noch 2018 war der Konzern europäischer Marktführer.
Die NGO stellte in ihrer Analyse eine Rangliste auf. Diese soll die Bereitschaft der zehn größten Autobauer in Europa darstellen, den Umstieg auf Elektromobilität bis zum Jahr 2030 zu schaffen. Lediglich Volkswagen und Volvo würden eine offensive und überzeugende Strategie verfolgen, lobten die Analysten.
Ihre Daten zeigen, dass im Jahr 2030 die Zahl der produzierten Elektrofahrzeuge jene mit Verbrennungsmotoren bereits übersteigen werden. Deutschland werde auch weiterhin ein zentraler Player der Industrie sein und etwas mehr als ein Drittel der Elektrofahrzeuge in Europa herstellen. Diese sollen den Rückgang der Absatzzahlen bei Fahrzeugen mit Verbrennungsmotoren ausgleichen.
Volkswagen setzt in diesem Zusammenhang noch auf ein weiteres Standbein. Die Wolfsburger haben die digitalen Stärken als zweites wesentliches Verkaufsargument für ihre Fahrzeuge identifiziert. Folgerichtig setzt der Konzern nun alles daran, Software als zweites großes Standbein für die Zukunft zu etablieren. Eine digitale Offensive soll sicherstellen, dass Software zukünftig zur Kernkompetenz des Autobauers gehört. Der Hersteller möchte seinen Kunden in den Fahrzeugen die gleiche digitale Vernetzung bieten, wie sie dies von der Unterhaltungselektronik gewohnt sind. Der Konzern hat also ganz offensichtlich die Herausforderungen der Zukunft angenommen und möchte diese aktiv mitgestalten.